Beschreibung
Kinderbuch
96 S. | 31 vierfarbige Illustrationen von Tanja Stephani
3. Band der Reihe InsBesondere Kinder
kwasi verlag 2023
22 Fr. | 19 € || zum Vorlesen ab 6 Jahren, zum Selberlesen ab 8 Jahren
ISBN 978-3906183-33-6
AutorIn und Illustratorin
Ruedi Ernst hat in seinem Leben schon einige Berufe gelernt. Er war Bauer, kaufmännischer Angestellter, Sozialpädagoge und arbeitet heute als selbstständiger Jobcoach für Jugendliche. Er lebt und arbeitet im Kanton Luzern, ist verheiratet und Vater von drei erwachsenen Söhnen. Robin Ruhelos ist sein Debüt als Kinderbuchautor.
Noëmi Sacher, 1980 in Schwyz geboren, studierte Germanistik, Volksliteratur und Kunstgeschichte in Zürich und schloss mit einer Arbeit über Bestsellerforschung am Beispiel von Dan Brown ab. Absolvierte dann die Schule für Angewandte Lingistik in Zürich. Sie schreibt historische Romane, Fantasy und Kindergeschichten und lebt mit ihrer Tochter in Arth und Luzern (Schweiz).
Tanja Stephani ist Grafikerin, Illustratorin und freie Künstlerin. Sie lebt mir ihrer Familie und Tieren auf einem abgelegenen Bauernhof im Zürcher Oberland (Schweiz).
Rezensionen
Neurodiversität
Robin Ruhelos ist kein Sachbuch und noch weniger ein Buch um Kinder zurechtzubiegen!
Es ist die warmherzige Geschichte eines kreativ überschäumenden Jungen, auf den viel zu viele Sinneseindrücke ungehemmt einwirken. – Wie dies bei einer ADHS-Diagnose der Fall ist.
Die Innensicht des Protagonisten gibt uns die Möglichkeit, sein Handeln als Folge seiner ungefilterten Erlebnisse zu sehen. Er wirkt verrückter als andere, gehetzter, empfindsamer, fantasievoller. Besonders eben – und gerade darum wie (fast) jedes Kind.
Mit einem Nachwort für Eltern und Lehrpersonen von Dr. Martin Winkler, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, ärztlicher Leiter der Caduceus-Klinik Bad Bevensen. www.ADHSspektrum.com
Beschreibung
Robin kommt nicht zur Ruhe. Im Kopf des Achtjährigen ist einfach zu viel los. Wie soll er sich all die Dinge merken, die von ihm verlangt werden? Dabei will er ja alles richtig machen. Als er sein Hausaufgabenblatt nicht findet, kehrt er am Abend zur Schule zurück. Doof nur, dass die schon verschlossen ist. Bis auf ein offenstehendes Fenster … Geheimagent Robin weiß, was zu tun ist.
Damit fangen seine Probleme aber erst so richtig an: Die Polizei kommt, Robin haut ab. Und je mehr schiefgeht, desto lauter werden die Stimmen in seinem Bauch.
Robin wird getrieben von den Erwartungen an ihn. Wie findet er heraus, was gut ist für ihn selbst? Als er in der größten Werkstatt der Welt endlich eine Insel der Ruhe findet, wartet draußen seine größte Herausforderung.
Leseprobe
Robin stellt die größte Glasschüssel auf den Tisch.
»Du kannst bis hier mit Haferflocken füllen«, sagt er und zeigt mit dem Finger etwa auf die Mitte der Schüssel.
»So viel?«, fragt Dejan misstrauisch.
Dejan ist Robins bester Freund und ein richtiger Fußballstar. Der wird mal so berühmt wie Ronaldo. Aber von Birchermüesli versteht er gar nichts.
»So viel«, sagt Robin. »Und dann Milch und Jogurt dazu.«
Dejan verzieht das Gesicht, aber er gehorcht. Wenn es ums Kochen geht, ist Robin der Chef. Auf dem Fußballplatz kann dann Dejan wieder sagen, was Sache ist.
Das Birchermüesli soll eine Überraschung für Mama werden. Sie ist oft müde nach der Arbeit und sicher froh, wenn sie heute Abend nicht kochen muss.
Robin hat inzwischen die Orangen geschält. Er holt sich ein Brett und das scharfe Messer: volle Konzentration jetzt. Nur nicht in die Finger schneiden. Sonst wird Mama saurer als die Zitrone, die noch auf dem Tisch liegt.
Denn eigentlich darf Robin das scharfe Messer nicht benutzen. Aber mit dem scharfen Messer fühlt er sich wie ein Fernsehkoch. Einer, der Punkte und Sterne kriegt und zwei Millionen Follower hat. Das ist die Sache wert. Robin wird bestimmt Koch, wenn er groß ist. Dann kann er sich den ganzen Tag in der Küche aufhalten und naschen, so viel er will. Er hat dann lauter superscharfe Messer. Und Birchermüesli wann und wie er will. Der Himmel auf Erden.
Er setzt einen ersten Schnitt. Die Orange zerfällt in zwei Hälften. Die eine ist größer als die andere. Das ist nicht schlimm.
Dieses Messer darfst du nicht benutzen. Deine Mama hat’s verboten!, sagt Iris.
Sie gehört zu den Stimmen, die in seinem Bauch ihren Spielplatz haben. Jetzt hat sie ihr Springseil weggelegt, um ihn vor dem Messer zu warnen.
So ungeschickt, wie du bist, werden das sowieso keine richtig schönen Stücke!, mischt sich Banu ein. Banu findet meistens etwas auszusetzen. Jetzt lehnt sie am Schüsselrand und verzieht abfällig den Mund.
Ist ja nicht so wichtig, wie klein oder groß die Stücke sind, versucht es Noah.
Doch da poltert Odin von der Rutsche herüber. Von wegen egal! Das ist doch das Wichtigste, dass die Stücke genau richtig sind. Oder willst du etwa eine Bircherpampe essen, so wie seine Mama sie macht?
Das will natürlich keiner. Robin selbst am allerwenigsten. Und er muss es wissen. Er ist nämlich Birchermüesli-Experte. Nicht nur, dass er das beste Birchermüesli im Universum macht, er hat auch den Müesli-Qualitäts-Test erfunden. Und der geht so: Wenn das Müesli fertig ist, steckt man den großen Schöpflöffel hinein. Aber nicht ganz, sondern nur halb. Wenn der Löffel aufrecht stecken bleibt, dann ist das Müesli genau richtig.
Wenn er einen eigenen Internet-Kanal hätte, dann hätte ihm allein diese Erfindung eine Million Follower eingebracht.
Robin freut sich schon jetzt auf den Moment, in dem sich entscheidet, ob alles perfekt ist. Das ist das Beste am Birchermüesli machen. Der Löffel muss so fest steckenbleiben, dass es richtig Kraft braucht und schmatzt, wenn man ihn wieder herauszieht. Wenig Milch, dafür viel Haferflocken und Früchte und Rosinen braucht es dafür. Vor lauter Vorfreude läuft ihm schon jetzt das Wasser im Mund zusammen.
Aber dann wird die Orange in seinen Fingern plötzlich rot und zu spät spürt Robin einen scharfen Schmerz im linken Daumen.
Illustrationen
Reihe
Die Reihe »insBesondere Kinder« legt den Fokus auf Kinder mit unsichtbaren Beeinträchtigungen, die fast nur Eigenheiten, Schrullen, besondere Angewohnheiten zu sein scheinen. Dennoch ist es nichts, was die Kinder einfach so ablegen könnten. Thematisiert werden bisher Zwangsstörungen, Hochsensibilität und Adhs. Damit leistet die Reihe einen wichtigen Beitrag zu den Themen Neurodiversität und Inklusion.
In der Reihe insBesondere Kinder bisher erschienen:
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